1000 Geschichten, ein Kollektiv.
Das seit Mai 2025 bestehende 1000&Ein Kollektiv vereint Migrantische, Queere, Neurodiverse und allem voran kreative Menschen in einer gemeinsamen Sache. In einer Zeit, in der besonders hasserfüllte Stimmen den gesellschaftlichen Diskurs übertönen, vereinen wir 1000&Eine Stimme, um laut die leisen Fragen zu stellen. Das Kollektiv amplifiziert die Stimmen unserer diversen Lebensrealitäten und erhält so eine eigene. Damit schaffen wir eine Plattform für genau die Themen, denen wir sonst selten genug Platz zugestehen.
Wir arbeiten so miteinander, wie wir uns den gesellschaftlichen Diskurs wünschen: Gemeinschaftlich, solidarisch und ehrlich. Bislang konnten wir mit Schauspiel-Coachings und Workshops zu kollektivistischem Arbeiten die Saat für eine künstlerische und dynamische Zusammenarbeit säen. Nun wachsen wir stetig über uns hinaus.
Weitere Informationen folgen bald. Stay tuned!
© Marcello Bartolotta
Mitglieder des Kollektivs
© Hebûn Jîn Ertaş
Kim Lana Westhagenmann
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort PR und Öffentlichkeitsarbeit
22 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Englisch und die paar Brocken Französisch aus der Schule
Für die Sichtbarkeit und Neuverhandlung von Machtstrukturen ist Kunst von und für marginalisierte Gruppen essentiell.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich studiere SoWi und bin Trainerin für gewaltfreie Kommunikation an Grundschulen. Theater begleitet mich seit meiner Kindheit und ist für mich ein Ort der Gemeinschaft, des Mutes und der Perspektivenvielfalt.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Welche Kunst es auf eine Bühne schafft, um gesehen, gehört und nicht zuletzt gefühlt zu werden, hängt mit Macht zusammen. Denn die Kunst ist, wie mein Alltag auch, von altbekannten Machtstrukturen durchwoben. Für die Sichtbarkeit und Neuverhandlung ebendieser ist Kunst von und für marginalisierte Gruppen essentiell. Wir tragen mit dem 1000&Ein Kollektiv unseren Teil dazu bei, Vielfalt zur Normalität zu machen. Dafür bringen wir Geschichten und Perspektiven auf die Bühne, die dringend gesehen werden müssen, gehört werden sollten und, wenn wir alles richtig machen, zuletzt auch gefühlt werden können.
Die Bühne fungiert dabei nicht als Ort der Integration, sondern als Werkzeug für Selbstermächtigung. Gerade als Gegenpol zu lauten Stimmen, die gegen unsere Existenz, unsere Geschichten und unseren Zusammenhalt wettern, nutzen wir das WIR.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Viele können eine Skulptur von vorne anschauen, sie werden aber nur wenige Geschichten erzählen können. Nur, wenn viele aus verschiedenen Blickwinkeln berichten, entsteht etwas Facettenreicheres. Und die Welt um uns herum hat noch mehr Dimensionen als eine Skulptur. Für eine wahrhaft fesselnde Geschichte brauchen wir folglich so viele Blickwinkel wie möglich, um eine Chance zu haben, von der Wirklichkeit zu erzählen.
© Marcello Bartolotta
Hebûn Jîn Ertaş
Kollektivmitglied & Gründerin Theater Colonia
33 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Türkisch, Kurdisch, Englisch und Aserbaidschanisch
Diverses Theater macht Stimmen aus unterschiedlichen Hintergründen sichtbar, fördert inklusive Besetzungen und schafft vor allem Schutzräume.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich habe Sozialwissenschaften studiert, arbeite beim WDR und bin außerdem leidenschaftliche Hobbyfotografin. Seit meiner Kindheit träume ich davon, auf der Bühne zu stehen. Theater, Musik und Aktivismus begleiten mich seit vielen Jahren. Mit diesem Kollektiv habe ich einen Raum mitgegründet, in dem wir gemeinsam mit gleichgesinnten Herzen Diversität und Vielfalt auf den Bühnen fördern und sichtbar machen.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Diversität ist nicht nur wichtig, sie prägt mein Leben schon seit meiner Kindheit. Als Kurdin, aufgewachsen in einer ultranationalistischen Region, wurde ich häufig diskriminiert; in Deutschland verstärkte sich das Gefühl, anders zu sein, wodurch sich mein politisches Bewusstsein geschärft hat. Meine Identität ist stark mit dem Gefühl verbunden, gehört zu werden – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Hintergrund.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Vor allem bedeutet Diversität im Theater, marginalisierte Perspektiven sichtbar zu machen und allen zuzuhören. Unterschiedlichkeit ist keine Schwäche, sondern die Grundvoraussetzung für Solidarität, Chancengleichheit und eine funktionierende Demokratie. Genau aus diesen Gründen fördere ich durch mein Engagement bei Theater Colonia inklusive Besetzung, erhöhte Repräsentation und Räume, in denen unterschiedliche Realitäten gehört und ernst genommen werden.
© Marcello Bartolotta
EINA WELSCH
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Kooperationen & Netzwerke
25 Jahre alt | (they/er/es/sie) | Sprachen: Deutsch und Englisch
Das Theater meiner Träume bietet unter anderem Untertitel, Audiodeskription, Übersetzungen und Gebärdendolmetscher sowie Relaxed Performances, zugängliche Räumlichkeiten für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen und ausreichende Triggerwarnungen.
‚Nothing about us without us!‘
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich bin aktuell in der Schauspielausbildung und spiele seit meinem sechsten Lebensjahr im Kinder- und Jugendtheater und mache Ballett.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Als neurodiverse und genderqueere Person ist Existenz für mich Aktivismus. „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage.“
Ich habe nur zwei Optionen: Ich zu sein und für meine Rechte zu kämpfen oder zu verschwinden. Deswegen kämpfe ich jeden Tag dafür, „die Pfeile des Schicksals [nicht länger] zu ertragen, [sondern] die Waffen gegen ein Meer von Leid zu ergreifen und durch Widerstand sie zu beenden.“ Ich wusste lange nicht, warum ich Dinge, die anderen total leichtfallen, nicht kann, weswegen mir sehr wichtig ist, dass Hilfen und Unterstützungen für alle verfügbar sind, nicht nur für diejenigen, die eine passende Diagnose haben.
Mir wird immer wieder gesagt, ich solle egoistischer sein und mich zuerst um meine Bedürfnisse kümmern, aber die Bedürfnisse aller schließen meine Bedürfnisse ein, und dass es meinen Mitmenschen gut geht, ist auch eines meiner Bedürfnisse. Ich will keine Extrawurst, ich will, dass alle satt werden.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Dass jede*r sich auf der Bühne repräsentiert sehen kann, ist nur der erste Schritt. Es muss auch jede*r am Theater teilhaben können, auf und hinter der Bühne wie im Zuschauerraum. Und das alles muss in Zusammenarbeit mit den Betroffenen entstehen, zu lange wurde über uns, statt von uns erzählt und zu lange wurden uns Hilfen angeboten, die gar nicht helfen.
© Marcello Bartolotta
EDA Kurt
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Marketing
26 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Englisch und Türkisch
Es ist, als würde jede Person, die sich berufen fühlt, laut zu werden, um die Seele unserer Welt kämpfen.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Durch mein Filmstudium konnte ich bereits in vielen verschiedenen Rollen, am Set sowie davor und danach, Erfahrungen sammeln. Vor einigen Jahren war ich Teil eines Ensembles mit großartigen Persönlichkeiten, mit denen wir gemeinsam ein Theaterstück erarbeitet haben. Am Ende entstand daraus – dank Corona – ein Kurzfilm. Deshalb freue ich mich, mit dem 1000&Ein Kollektiv nun meine erste echte Theatererfahrung zu machen.
Was beschäftigt dich?
Ich bin wie ein behütetes und blindes Junges durch die Welt spaziert. Die schlimmen Dinge lagen ja alle in der Vergangenheit und betrafen die Gegenwart nicht. Das ist natürlich nicht wahr. Und ob die Welt nun vor fünfzehn Jahren eine bessere war oder nicht, sei dahingestellt. Als Kind bot mir dieser Gedanke Sicherheit. Als Erwachsene ist diese Haltung nicht vertretbar. Meine Mühen liegen nun darin, für das laut zu werden, was Andere zum Schweigen bringen möchten. Unsere Welt wirkt in letzter Zeit zunehmend wie ein dunklerer Ort. Ich glaube fast, dass es nicht mehr ausreicht, das Thema nur als wichtig zu erachten. Es ist als würde jede Person, die sich berufen fühlt laut zu werden, um die Seele unserer Welt kämpfen.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Diverses Theater macht Vielfalt gar nicht erst zum Thema. Denn in diesem Traum käme es keiner Seele in den Sinn, andere auszugrenzen oder zu benachteiligen, nur weil sie in irgendeiner Hinsicht anders sind.
© Marcello Bartolotta
Mahir Gündüz
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Marketing
26 Jahre alt | (er/ihn) | Sprachen: Türkisch, Deutsch und Englisch
Diverses Theater heißt THAT ALL SOULS ARE SEEN!
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zur Kunst?
Mein Bezug zum Theater geht zurück in meine Kindheit. Ich wollte immer auf der Bühne stehen und hatte lange den Traum vom ganz großen HOLLYWOOD. Während meiner zweijährigen Schauspielausbildung habe ich entdeckt, dass Schauspiel nicht nur vor der Kamera oder hinter den Kulissen von Film und Fernsehen existiert, sondern vor allem darin, wie man mit sich selbst in Verbindung tritt. Theater ist für mich die wahre Kunst des Schauspiels, weil sie die Tiefe der menschlichen Erfahrung sichtbar macht und jeder Moment ehrlich erlebt wird. Die Bühne bringt mich zum Leben und gibt mir das Gefühl, Kind zu sein.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Egal, woher man kommt, wen man liebt, welches Geschlecht oder welche Fähigkeiten man hat. Durch Diversität entstehen kreative Lösungsansätze, Vorurteile werden reduziert und Chancen für alle steigen. Sie sorgt dafür, dass Räume entstehen, in denen sich jede*r sicher, anerkannt und wertvoll fühlt.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Diverses Theater bedeutet für mich, dass BIPOC-Menschen gleichermaßen auf der Bühne präsent sind und ihre kulturelle Vielfalt als Bereicherung anerkannt wird. Ebenso gehört für mich die Sichtbarkeit von Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen dazu; alle Formen von Körpern finden Raum, werden respektiert und als Teil der künstlerischen Vielfalt gefeiert. Im diversesten Theater gibt es keinen Platz für Benachteiligung oder Vorurteile. Unterschiede werden nicht versteckt, sondern bewusst anerkannt und konstruktiv genutzt.
Ich glaube daran, dass echte Kunst dort entsteht, wo Diversität nicht als Zusatz, sondern als Grundprinzip gelebt wird. Wenn alle Beteiligten gleichwertig beteiligt sind, entstehen mutige, vielschichtige Geschichten, die berühren, herausfordern und verbinden. Diverses Theater ist für mich die Bühne der Menschlichkeit: offen, inklusiv und gerecht.
Nele Meret Fischer
Kollektivmitglied
24 Jahre alt | (they/sie) | Sprachen: Deutsch und Englisch
Diversität ist für mich oft eine leere Hülle, wenn damit um sich geworfen wird. Deshalb freue ich mich, den Begriff mit neuen Gefühlen und Beziehungen zu füllen.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich arbeite bei einem queeren Bildungsprojekt. Ehrenamtlich geben wir Workshops an Schulen für geschlechtliche, sexuelle und romantische Vielfalt. Ich performe und schreibe Spoken Word über Queerness, Community, strukturelle Diskriminierung, deutsche Verantwortung und Erinnerungskultur.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Mit Diversität wird es zwar manchmal holprig, kompromissreich und viel Selbstreflexion ist erforderlich – dafür entsteht aber die Möglichkeit zu echter Gemeinschaft, Liebe und Fürsorge. Diversität ist mir wichtig, weil wir ohne Diversität in einer traurigen, einsamen Bubble leben, die womöglich auch noch ausbeutet, um eine Bubble zu bleiben.
Ich fördere Diversität, indem ich mich da ins Rampenlicht stelle, wo meine nichtbinäre, queere Perspektive fehlt, und da im Background dance, wo meine Siblings einen menschengroßen Baum brauchen, um als Hauptrolle zu shinen.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Meine Traumvorstellung von diversem Theater ist, keine Angst davor zu haben, bestimmte Geschichten auf die Bühne zu bringen. Money und Aufmerksamkeit an alle krassen politischen Theatermäuse, die es schon gibt, damit sie mehr davon machen können. Eine Welt, die internationalen Kooperationen keine Grenzen in den Weg stellt!
© Hebûn Jîn Ertaş
Lavinia Zubanovic
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Marketing
21 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Englisch, Polnisch, Italienisch und Serbisch
Rollen neu denken, Identitäten anders erzählen, Grenzen verschieben.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Theater war für mich immer ein Bestandteil meines Lebens. In der Grundschule hat es angefangen, dann führte es mich ins Juniorhouse und nun hier ins Kollektiv. Auch hinter der Bühne habe ich Erfahrungen gesammelt, unter anderem als Regieassistenz. Ich studiere English Studies und Kunstgeschichte. Dabei fällt immer wieder auf: Vielfalt ist kein Modethema, sondern ein grundlegendes Prinzip gesellschaftlicher Entwicklung und zugleich ein fortwährender Kampf um Sichtbarkeit, Teilhabe und Gerechtigkeit.
Warum machst du Theater und warum ist Diversität wichtig?
Ich erinnere mich daran, wie wir in der Grundschule Star Wars gespielt haben. Ich aber nie ein Jedi-Ritter sein durfte, weil es im Film keine weiblichen Jedi gab. Es machte für mich keinen Sinn, denn ich war schon damals überzeugt davon, was ich heute fördere: Jeder Mensch kann alles sein, ganz unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Sexualität etc. Schon damals habe ich gespürt, wie eng die Grenzen sind, die andere ungefragt um uns ziehen, und wie wichtig es ist, zu lernen, sie selbstbestimmt zu verschieben. Das Theater wurde schnell zu dem Ort, an dem all das möglich wurde.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Diverses Theater kann gerne auch unbequem sein und uns zwingen, hinzuschauen, wo wir im Alltag oft aus einer privilegierten Position heraus wegschauen würden. Diverses Theater ist somit immer politisch – und genau das brauchen wir heute mehr denn je.
© Marcello Bartolotta
Ibtisem Midani
Kollektivmitglied & Gründerin Theater Colonia
33 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Arabisch, Englisch und Französisch
Ich möchte, dass Diversität gelebt wird und nicht zu einem weiteren Trendwort ohne Bedeutung wird.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zur Kunst?
Ich habe BWL studiert und arbeite im Personalwesen. Gemeinsam mit Freund*innen habe ich das Kollektiv gegründet, um Diversität und Vielfalt zu fördern. Bereits in der Schule hatte ich erste Berührungen zum Theater und habe lange im Chor gesunden. Künstlerischer Aktivismus ist seither für mich selbstverständlich und heilend.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Diversität bedeutet für mich, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe, Sprachen, Perspektiven und Lebenswege selbstverständlich nebeneinander existieren dürfen, ohne dass sich jemand anpassen muss, um dazuzugehören. Es geht für mich nicht nur um Repräsentation, sondern um echten Austausch, gegenseitigen Respekt und die Bereitschaft, voneinander zu lernen. Vielfalt ist kein Hindernis sondern Stärke.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Die Geschichten auf der Bühne spiegeln reale Lebenswelten wieder, nicht nur die einer Mehrheitsgesellschaft. Menschen aus marginalisierten Gruppen stehen authentisch repräsentiert auf der Bühne und sind auch in Regie, Dramaturgie usw. vertreten. Dafür müssen alte weiße Denkweisen und immer noch vorhandene Grenzen aufgebrochen werden, damit neue Perspektiven sichtbar werden. Unsere Perspektiven. Diverses Theater ist für mich ein Ort an dem sich alle wiederfinden, unabhängig von Sprache, Herkunft, Status oder Sexualität.
© Marcello Bartolotta
Jana Münster
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Marketing
27 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch und Englisch
Die Sichtbarmachung von Diskriminierung, Gewalt und Ausschluss auf Bühnen führt dazu, dass das Theater zu einem Instrument wird, welches für Inklusion und Vielfalt kämpft.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich bin Schauspielerin und habe zuvor eine Ausbildung zur Kamerafrau gemacht. Aktuell arbeite ich außerdem als Begleiterin in einer städtischen Kita. Meine Aufgabe ist es, ein autistisches Kind im Kitaalltag zu unterstützen und es aktiv in die Gruppe einzubeziehen.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Sie lädt uns ein, zu reflektieren: In welcher Realität lebe ich und welche möchte ich mitgestalten? Vielfalt öffnet Türen, erweitert Perspektiven und schafft neue Räume für Begegnungen. Deshalb ist dieses Thema für mich weit mehr als ein gesellschaftlicher Trend – es ist ein Grundprinzip künstlerischen Handelns.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Marginalisierte Perspektiven auf der Bühne verändern die Wahrnehmung dessen, was als normal gilt. Es entsteht ein Theater ohne „Normschönheit“, ohne „du passt nicht zum Typ“, sondern voller einzigartiger Menschen und Perspektiven. Die Sichtbarkeit von Diskriminierung, Gewalt und Ausschluss führt dazu, dass das Theater zu einem Instrument wird, das für Inklusion kämpft.
© Hebûn Jîn Ertaş
Renée Michelle Touschong
Kollektivmitglied
29 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch
Unterschiede wertschätzen, Barrieren abbauen und Machtverhältnisse kritisch reflektieren!
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Als pädagogische Fachkraft leite ich ein Team von Schulbegleiter*innen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und Unterstützungsbedarf. Ich stehe seit über 12 Jahren auf der Bühne: als Statistin, im Unitheater, in verschiedenen Ensembles und jetzt im Kollektiv (und nicht zu vergessen, ganz früher im Urlaub im Mini-Club! :D). Hier durfte ich von klassisch bis modern, von Don Carlos bis experimentelles Wohnzimmertheater gefühlt schon einmal alles mitnehmen. Genug werde ich aber glaube ich nie bekommen!
Warum ist dir Diversität wichtig?
Ich fördere Diversität, indem ich bewusst Raum für marginalisierte Perspektiven schaffe und auf Repräsentation achte. Für mich bedeutet das sowohl zurückzutreten, um anderen Stimmen Platz zu geben, als auch laut zu werden, wenn diese Stimmen müde geworden sind vom ständigen Erklären und Kämpfen. Ich höre zu, lerne weiter, reflektiere eigene Privilegien und unbewusste Denkmuster und setze mich privat und beruflich für inklusive Strukturen ein.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Im diversen Theater prägen vor, auf und hinter der Bühne unterschiedlichste Stimmen sowohl Inhalt als auch Umsetzung. Die gesamte Bandbreite menschlicher Erfahrungen wird sichtbar und hörbar – nicht nur um mehr Akzeptanz zu schaffen, sondern auch, um uns alle in all unserer Vielfalt zu zelebrieren!
© Marcello Bartolotta
Linus Gomolka
Kollektivmitglied
24 Jahre alt | (er/ihn) | Sprachen: Deutsch und Englisch
Vielfalt macht uns alle menschlicher.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Schon als Kind habe ich im Kinderorchester gesungen und gelegentlich in Schul- und Ferienproduktionen mitgewirkt. Aktuell bin ich Schauspieler und Student.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Es sollte selbstverständlich sein, dass alle Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Ich sehe, wie sehr unterschiedliche Perspektiven unser Zusammenleben und gerade auch das Theater bereichern. Vielfalt macht uns alle menschlicher und sorgt dafür, dass unabhängig von Herkunft, Identität oder Lebensgeschichte alle sichtbar, gehört und respektiert werden.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Ich will Teil von Projekten sein, die vielfältig besetzt und gestaltet sind, damit Geschichten in einer breiteren und wahrhaftigeren Palette erzählt werden können. Ich fördere Diversität, indem ich bewusst auf meine Privilegien achte, Freundschaften und Netzwerke offen gestalte, beruflich Projekte mit vielfältigen Perspektiven unterstütze und gegen Rassismus aufstehe, sofern ich ihn im Alltag erlebe.
© Marcello Bartolotta
Milena Chotjaturat
Kollektivmitglied
32 Jahre alt | (sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch
Diverses Theater lebt von Diskussion auf Augenhöhe, Wohlfühlen und Spaß!
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich bin Sozialarbeiterin an einer Weiterbildungsschule und begleite Menschen mit unterschiedlichsten Startchancen, Herkunftsgeschichten und Persönlichkeiten bei ihrem Weg zum Schulabschluss. Meine ersten Theatererfahrungen sammelte ich in einem Kollektiv, das sich mit politischen Themen beschäftigte.
Warum ist dir Diversität wichtig?
In meinem Beruf begegne ich Menschen, deren Lebensrealitäten in unserer Gesellschaft oft übersehen oder ausgeblendet werden. Dazu gehören queere Identitäten, Menschen mit Migrationserfahrungen oder Behinderungen, Personen, die Care-Arbeit leisten, sowie jene, die von sozialer Ungleichheit oder gesundheitlichen Einschränkungen betroffen sind. Diese Perspektiven werden in öffentlichen Diskursen und kulturellen Räumen häufig nur begrenzt repräsentiert. Umso wichtiger ist es mir, in geschützten Gesprächen Räume zu schaffen, in denen diese Stimmen gehört werden – offen, respektvoll und auf Augenhöhe. Vielfalt bereichert unsere Perspektiven und fördert ein solidarisches Miteinander.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Es ist mir weiterhin ein großes Anliegen und ein Wunsch an die Theaterwelt, Räume zu schaffen, in denen Geschichten von marginalisierten Personengruppen erzählt werden können, die sonst verloren gingen. Das bedeutet für mich auch, Verantwortung zu teilen in Entscheidungsprozessen, in Proben und bei Ideenvorstellungen, damit ein Ort kollektiver Selbstbestimmtheit entsteht, an dem sich alle sicher fühlen, sich ausprobieren dürfen und gehört werden.
© Hebûn Jîn Ertaş
Kevin Leske
Kollektivmitglied & Mitarbeit im Ressort Kooperationen & Netzwerke
34 Jahre alt | (er/ihn) | Sprachen: Deutsch, Englisch und Französisch
Alles für alle und alle für alles!
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Ich beschäftige mich beruflich mit Transformationsfragen, die es erfordern, sich mit allen Teilen der Gesellschaft an einen Tisch zu setzen, um diese Fragen zu beantworten. Theater kann ein Ort sein, an dem solche Fragen mit einem breiten Publikum geteilt werden.
Warum ist dir Diversität wichtig?
Mir ist das Thema Diversität wichtig, weil nur so möglichst viele Menschen mitmachen und möglichst viele Perspektiven berücksichtigt werden können. In einer Gesellschaft für alle braucht es alle!
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Theater soll Teil gesellschaftlicher Veränderungen und ein Ort zur freien Entfaltung sein. Dafür braucht es unterschiedliche Einstellungen, Vorlieben, Biografien, Erfahrungen und Meinungen.
Sibel İnceoĞlu
Kollektivleiterin & Gründerin Theater Colonia
(sie/ihr) | Sprachen: Deutsch, Türkisch, Englisch, Französisch und minimal Spanisch und Kurdisch
Kultur verliert ihre Legitimation, wenn sie nur für wenige Privilegierte zugänglich ist.
Was machst du beruflich und was ist dein Bezug zum Theater?
Nach meinem Psychologiestudium habe ich mich dem Theater zugewandt und eine Schauspielausbildung in Istanbul absolviert. Zurück in Köln habe ich gemeinsam mit wundervollen Menschen Theater Colonia und das 1000&Ein Kollektiv gegründet.
Warum ist es dir wichtig laut zu werden?
Deutschland verändert sich. Das Land, das meine Heimat ist, und das nicht nur auf dem Pass, sondern auch im Herzen, zeigt ein Gesicht, das zunehmend hässlicher wird. Mir ist klar geworden, dass das Teilen von Beiträgen, Supporten von Petitionen, das Reden und Demonstrieren längst nicht mehr reichen. Wir müssen handeln. Unsere Freizeit darf kein bloßer Rückzugsort mehr sein, sondern muss Raum für Engagement und Widerstand schaffen. Jede*r muss sich fragen, mit welchen persönlichen Ressourcen und Stärken er oder sie diesen Widerstand effektiv stärken kann.
Ich habe mich dazu entschieden, meine Stimme gemeinsam mit einem starken, spielwütigen Kollektiv einzusetzen, das ordentlich was zu melden hat. In einer Zeit, in der rechte Diskurse versuchen, unter anderem kulturelle Räume zu vereinnahmen, ist ein diverses Theaterkollektiv weit mehr als ein künstlerisches Projekt: Es ist ein demokratisches Statement. Unsere Lebensrealitäten, Sprachen und Körper auf der Bühne sind die Antwort auf die von rechts propagierte Idee einer homogenen Nation oder die eines Stadtbildes… Brudis, nicht mit uns.
Deine Traumvorstellung: Wie sieht diverses Theater aus?
Authentisch und ohne weißen Filter. Zu oft spüre ich, wie Texte, Emotionen oder die Wahl und Nichtwahl von Themen auf ein weißes Publikum zugeschnitten sind. Dieses Theater will ich nicht mehr sehen. Wenn ich könnte, würde ich von einer Bühne träumen, die marginalisierte Perspektiven nicht nur abbildet, sondern ganz ihnen gehört. Aktuell habe ich jedoch, wie viele andere auch, vorher einen anderen Auftrag: Ich muss von einem Theater träumen, das Herzen erreicht, bevor Parolen es tun, und Menschen klarmacht, dass Schweigen und Wegsehen nichts anderes sind als Mitmachen.
Referent*innen des Kollektivs
ASIM ODOBAŠIĆ
Schauspiel Grundlagen & Textanalyse
© Sergio Salas
BURÇİN KESKİN
Sprech- & Stimmtraining, Atemtechniken
© Steffen Weixler
BABAK GHASSIM
Kulturpate, Autor & Dramaturgischer Berater
© Maximilian Wies
MIRIAM MEISSNER
Ensemble Übungen & Kollektivistisches Arbeiten
SELDA SELBACH
Projektmanagement
© Kai-Uwe Paulen Krake
DANNY FRIEDRICH
Performance Theater & Diversity
© Rene Golz
SİBEL İNCEOĞLU
Ensemble Übungen & Kollektiv Leitung
© Hebun Jîn Ertas